
Richard Wossidlo wurde am 26. Januar 1859 in Friedrichshof bei Tessin geboren. Nach dem Besuch der Realschule in Bützow und das Gymnasiums in Rostock studierte er von 1876 bis 1882 klassische Philologie in Rostock, Leipzig und Berlin. Bereits 1884 begann er mit seiner intensiven und umfangreichen Sammelarbeit auf dem Gebiet der Mundart und der Poesie der Mecklenburger. Schon früh hatten ihm Besuche bei seinem Onkel Burmeister in Hof Körkwitz bei Ribnitz und der enge Kontakt mit den auf dem Gut lebenden Menschen die Schönheit und den Reichtum der niederdeutschen Sprache erschlossen. Nach einer Probezeit in Wismar arbeitete er ab 1886 als Lehrer in den Fächern Griechisch und Latein am Gymnasium Waren.
Zeitweilig freigestellt vom Schuldienst, zog Richard Wosssidlo ab 1890 sammelnd und forschend durch Mecklenburg und veröffentlichte zwischen 1897 und 1906 die Bände 1 bis 3 der "Mecklenburger Volksüberlieferungen". Das erste Heft "Volkstümliches Mecklenburg" erschien bereits 1885. Seine Notizen verwahrte Wossidlo auf kleinen "Zetteln" in vielen Kästen. Dieses Archiv enthält über zwei Millionen "Zettel". Im Jahre 1906 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock verliehen. Als Ergebnis seiner unermüdlichen Arbeit konnte er 1912 dem Schweriner Museum 3500 gesammelte Gebrauchsgegenstände und Trachten übergeben.

Hohe Ehrungen erhielt er u. a. durch die Verleihung der "Großen Medaille für Kunst Wissenschaft" (1912), die Auszeichnung mit dem Brinckmannpreis der Stadt Rostock (1923 und 1934), die Ernennung zum Ehrensenator der Universität Rostock (1929) und zum Ehrenbürger der Stadt Waren (1934). Einen wesentlichen Beitrag leistete er für die 1926 beginnende Arbeit Hermann Teucherts am "Mecklenburgischen Wörterbuch". Zum 80. Geburtstag bekundete ganz Mecklenburg seinem Richard Wossidlo Dank und Anerkennung. Am 4. Mai 1939 verstarb er und wurde wenige Tage später auf dem alten Friedhof in Ribnitz beigesetzt. Richard Wossidlo wurde von seinen Freunden "Volksprofessor" genannt. Zeit seines Lebens hielt er enge Verbindung zu Tagelöhnern, Bauern, Fischern und Arbeitern. Ohne sie ist sein bewahrendes Wirken für nordeutsches, besonders mecklenburgisches Volkstum nicht denkbar. Er verstand es, wissenschaftliches Arbeiten mit großer Volksnähe zu verbinden.
Richard Wossidlo auf einem Dorftag
Im März 1950 wurde der "Oberschule für Jungen" der Name "Richard-Wossidlo-Oberschule Ribnitz" verliehen. Der damalige Schulleiter, Herr Petermann, meinte hierzu: "Zu dieser Namensgebung waren auch der damalige Direktor der EOS in Waren, Dr. Köhler, und der Leiter des Kuratoriums der Wossidlo-Stiftung, Dr. Böckmann, eingeladen. Das war recht groß aufgezogen, mit einem feierlichen Akt in der Aula der Schule, einem gemeinsamen Mittagessen mit unseren Gästen sowie einer nachmittäglichen Kaffeetafel in den Räumen der Schule. Abends fand auch ein gemütliches Beisammensein statt.
Mit der Namensgebung der Schule begann natürlich auch eine Traditionspflege im Sinne Wossidlos, das heißt also der volksverbundenen wissenschaftlichen Arbeit, vor allem der Zuwendung zum Volkstum und damit auch eine engere Zusammenarbeit mit der Richard-Wossidlo-Oberschule in Waren. Mitte der 60er Jahre gab es Bestrebungen, den Schulnamen zu ändern. Die Stadtverordneten votierten jedoch für die Beibehaltung des Namens."
Richard Wossidlos Motto auf dem Dankschreiben zum 80. Geburtstag
Das heißt: Ein Kopf, der klüftig ist, weiß das Holz zu klöben, zu spalten, kennt sich mit den praktischen Dingen dieser Welt aus. Eine Hand, die driftig ist, befindet sich in Bewegung, packt zu, wo es nötig ist. Ein Herz, das warm ist, gibt Liebe, weiß sich verantwortlich und empfängt Zuneigung!
Text- und Bildquellen
- Erichson, H.: Zur Geschichte der Städte Ribnitz- und Damgarten. Ribnitz-Damgarten 1997.
- Richard-Wossidlo-Gymnasium: Geschichte einer Schule. Festschrift zum 125. Schuljubiläum. Ribnitz-Damgarten 1996.